Wanderweg im Naturreservat Nipfjäll ©dsk
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Woche Vierzehn - Drei Sorten Wald
 

Egal, aus welchem Fenster wir gucken: Wir sehen Bäume. Vor allem Kiefern, dazwischen ab und zu eine Tanne oder Birke. Es gibt große und kleine Bäume mit streichholzdünnen Stämmchen, manche stehen nur zehn, zwanzig Zentimeter auseinander, andere haben genug Platz, um sich auszubreiten. Ein Wald, wie er eben so wächst, nicht gepflanzt, nicht in Reih und Glied. Ein ziemlich junger Wald, finden wir …
Irrtum! Das erzählt uns Alexander, gelernter „skogmaskinförare“ (Waldmaschinenfahrer), den wir bei seiner Arbeit geschätzte 1000 Meter Luftlinie von uns entfernt treffen. Er sitzt im Führerhaus seines Holzernters, sägt damit ruck-zuck drei vier Bäume kurz über dem Boden ab, hält sie gepackt, legt sie quer, jagt einen nach dem anderen durch einen Entaster und schneidet ihn dabei gleich in transportfähige Stücke. Das alles dauert knappe zwei Minuten. Dann walzt er weiter, durch ein Gebiet, das mit verschiedenfarbigen Bändern zum Fällen freigegeben ist.
Als er uns sieht, hält er an und lässt sich ausfragen: Ja, er entscheidet, welche Bäume gefällt werden und welche stehen bleiben. Ja, die Bäume sind für die Papierherstellung, aber sein Job ist auch die Waldpflege. Die Stehengebliebenen können jetzt richtig groß werden. Wie alt die Bäume sind? Er schaut in einer Mappe nach. Hier in dieser Gegend ist länger als 50 Jahre kein Holz geschlagen worden. Also sind auch „unsere“ Bäume 50, 60, vielleicht 70 Jahre alt! Sie wachsen sehr langsam, erklärt Alexander, und schaut respektvoll in die Krone eines Stehengebliebenen.
Wie groß und dick die Bäume hier in der Gegend werden können, sieht man in den Naturreservaten. Da stehen mächtige Riesen, oft vom Alter gezeichnet, verdreht vom Wind, mit abgeknickter Krone vom Schnee. Einige sind schon umgestürzt, die Stämme vermodern und sind so dicht von Flechten, Moosen und Pilzen bedeckt, als trügen sie einen Pelz. Hier wächst erst recht alles kreuz und quer durcheinander, und wenn man in den Wald hineingeht, schließt er sich nach zwanzig, dreißig Metern hinter einem. Als ginge ein Tür zu. Jetzt verstehen wir die Märchen, die von undurchdringlichen Wäldern erzählen, aus denen die Wanderburschen nur mit Mühe herausfinden. Wir haben immer noch einen schmalen Pfad – und Wegmarkierungen, denen wir im Notfall folgen können.
All das gibt es im „vergessenen Tal“ nicht! Nordöstlich vom Långfjäll, vielleicht 40 Kilometer von uns entfernt, liegt der „Töfsingdalens nationalpark“. Ein Urwald, in den man alleine nicht hineingehen soll, das Gelände ist unwegsam, voller Felsen, Schluchten und umgestürzter Bäume … Wir haben uns schon im „touristbyrå“ erkundigt und die Nummer eines guide notiert. Im nächsten Sommer wollen wir dort hin!

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