Bis heute gibt es die Straße "Im Kinderland" - wie damals, als die "Kameradschaftssiedlung" von vielen für SS-Angehörigen bewohnt wurde ©dsk
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Ahnenzeile, Fadingerweg …
Lebensborn-Kinder in der ehemaligen
SS-Kameradschaftssiedlung "Krumme Lanke"
 

Anfang Januar 2024 erschien im Feuilleton der FAZ ein langer Artikel über die Berliner „Waldsiedlung Krumme Lanke“ – eine ehemalige SS-Kameradschaftssiedlung.
Wo unter anderen, so die FAZ, der Lebensborn-Verantwortliche für die Niederlande,
ein SS-Obersturmführer Herbert Johann Aust, in der „Ahnenzeile 3“ gewohnt hat.
Was der Artikelschreiber nicht wusste: In dieser Siedlung haben auch Lebensborn-Kinder gelebt!

Vor ein paar Jahren war ich dort unterwegs … auf den Spuren dieser Kinder.
Denn zwei kleine Jungen, beide Mitte 1940 im „Heim Friesland“ bei Bremen geboren, sind 1941 hier gelandet. Die Lebensborn-Idee, Kinder in SS-Familien unterzubringen, wenn ihre Mütter sie nicht behalten konnten oder wollten, hatte in diesen Fällen funktioniert. Meist hielten sich SS-Familien allerdings zurück – sie trauten dem Lebensborn nicht! Manchmal, davon zeugen Dokumente, war dafür das Gerücht von der „Zuchtanstalt“ verantwortlich.
Es war ein schöner Septembertag, als ich durch die Waldsiedlung schlenderte.
Mein Eindruck: Eine Idylle. Kleine Straßen, eine abwechslungsreiche Bebauung, Gärten, viele Bäume, schattige Plätze – und in der Nähe der Wald und ein See. Für Kinder sicher ein toller Ort … Leider hatte ich versäumt, mich vorher mit den Straßennamen zu beschäftigen. Dabei war klar: Eine „Ahnenzeile“ gab es natürlich nicht mehr, und einen „Fadingerweg“ vielleicht auch nicht.

Detlef W., das ältere Kind, war im März 1941 bei SS-Sturmbannführer Kurt Bode
und seiner Frau gelandet – ausgerechnet in der „Ahnenzeile 4“, direkt neben
SS-Obersturmführer Aust. Schon drei Monate später wurde der Junge adoptiert.
Wie es mit ihm weiterging, konnte ich bisher nicht herausfinden.
Hans-Jürgen W. kam im Juli 1941 zur Familie von Dufais in den Fadingerweg 2 - der Familienvater Wilhelm von Dufais war damals SS-Oberführer. Ein ganzes Jahr blieb der Junge dort, davon zeugt ein Fotoalbum. Dann wurde er zu seiner Mutter gebracht: Sie war mittlerweile im Lebensborn-Heim „Wienerwald“ als Schwester angestellt, und dort war auch Platz für ihr Kind. Seitdem waren die beiden zusammen.
Von Marion W., seiner Tochter weiß ich: Hans-Jürgen W. hat nie erfahren, wer sein Erzeuger war. Seine Mutter hat eisern geschwiegen, wie so viele Lebensborn-Mütter.
In seinen letzten Lebensjahren – da war er schon dement – hat Hans-Jürgen W. verzweifelt nach seinem Vater gesucht. Manchmal ist er herumgeirrt, im Gepäck seine Geburtsurkunde und das Fotoalbum … Damals habe sie ihm versprochen, seine Suche fortzusetzen, erzählte mir Marion W.. Den Namen des Erzeugers konnte sie herausfinden – aber der Mann war schon vor Jahren gestorben.

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