Der Strand von Fanø - bei Sonnenschein ©dsk
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Über sieben Brücken, mindestens ...
Kleine Tour durch Dänemark
 

Irgendwann höre ich auf zu zählen, wie oft wir in dieser einen Woche über Buchten und Meerengen, Sunde und Fjorde fahren – und über das östliche und das nördliche Meer. Manchmal merken wir gar nicht, dass unser Weg über eine Brücke führt. Dann wieder sind die Verbindungen von Ufer zu Ufer derart grandios, dass wir am liebsten in der Mitte anhalten würden, um den Ausblick zu genießen: auf die weit auseinander liegenden Landstreifen, auf das Wasser und die Schiffe … und nicht zuletzt auf das Bauwerk selbst! Die Storebæltsbroen (Große-Belt-Brücke, fertig gestellt 1998) gehört in diese Kategorie – sie ist eins der Ziele, die wir uns gesetzt haben. Allein die Hängebrücke ist 1626 Meter lang, insgesamt kommt die gigantische Konstruktion auf 13 Kilometer – vierspurig, dazu eine Bahntrasse. Oder die Storstrømsbroen, auf die wir auf dem Weg von Gedser zur Großen-Belt-Brücke unversehens geraten. Drei Kilometer lang, eine schmale einspurige Straße, ein einziges Gleis für die Bahn – und der Eindruck: Wunderbar alt! Immerhin tut sie seit 85 Jahren ihren Dienst.

Den Fähren – von Rostock nach Gedser (Falster), von Bøjden (Fünen) nach Fynshav (Als), von Esbjerg zur Insel Fanø auf der Nordseeseite – geht der ästhetische Reiz zwar völlig ab, dafür weht uns der Wind um die Nase (gemischt mit Dieselabgasen) und lässt die Wellen rauschen …
Mit der Maimitte haben wir eine gute Reisezeit erwischt: Noch sind kaum Touristen unterwegs – und noch blüht der Raps. Und die dänischen Buchenwälder sind derart frischgrün, dass sich spontan das Wort „Waldbaden“ einstellt. Wir suchen uns die kleinsten Straßen, wundern uns wieder und wieder über die riesigen alten Bauernhöfe (müssen die reich sein oder gewesen sein!), lassen uns gelegentlich von einem Schild zum Abbiegen verleiten und landen vor einem kleinen Schloss, das  noch im Stadium des Vor-Touristenansturms ruht … Aber zum Schauen schön!
Eigentlich könnten wir noch weiter herumtrödeln, aber wir wollen ja noch auf die Nordsee-Seite. Also einmal quer durchs Land bis zur Hafenstadt Esbjerg, die sich stolz das „Siliconvalley der Energiebranche“ nennt, und von dort auf die Insel Fanø. Die Fähre braucht nur 12 Minuten – und dann sind wir in einer Welt der Gegensätze. Da gibt es Dorfidyllen und Sehnsuchtshäuschen – und schauderhafte Touristenansiedlungen, riesige breite Sandstrände – mit darauf herumkurvenden Autos, ausladende Dünengelände – und ein dichtes Bunkernetz, weil die NS-Besatzungsmacht (1940-45) auch hier die Invasion der Alliierten fürchtete. Uns locken eine Strickkünstlerin, deren kunterbunte Modelle von alten Trachten inspiriert ist, alltagstauglich-feines Glas aus der „Glaspusteri“, hundertundeine verrückte Biersorten, darunter „Mango Mussolini“ mit einem Trump-Konterfei. Der Friedhof von Sønderho erzählt uns von ertrunkenen Fischern und Seeleuten, eine Vogelkoje zeugt von altem Geschäftssinn: Hier wurden einmal Wildenten gefangen, um sie als Sonntagsbraten zu vermarkten. In der 60jährigen Praxis dieser „Jägerei“ landeten 100 000 Enten aus Fanø in dänischen Kochtöpfen – für die Betreiber der Vogelkojen ein Super-Geschäft.

Natürlich gibt es heute wieder Wildenten auf der Insel und jede Menge andere Vögel: Steinschmetzer und Schilfrohrsänger, Säbelschnäbler und Kuckucke, Rohrweihen und Sanderlinge, Blaukelchen und Austernfischer, Regenpfeifer und Strandläufer und so weiter und so fort … die 20 bis 30 Seeadler nicht zu vergessen. Dazu Wetter und Wind und Seehunde und Kegelrobben, die sich auf der großen Sandbank räkeln und ab und zu herüberheulen.

Auf dem Rückweg noch ein Abstecher zum Wattenmeerzentrum in Ribe – ein mit einem Designpreis ausgezeichnetes Gebäude aus Holz und Reet, eine Mischung aus Scheune und Raumschiff! Tja, dänisches Design eben, mutig, außergewöhnlich – und ein bisschen gewöhnungsbedürftig …

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