Wasser, Asche, Geröll, Eis: Island im Herbst | |
Die meisten Leute fahren im Sommer nach Island ... wir fahren im Frühherbst. Da ist es billiger und leerer. So sehr es uns in die Einsamkeit des Hochlandes drängt, wir kommen nicht richtig voran. Den Strokkur, den großen zuverlässigen Geysir, können wir einfach nicht übergehen. Vor, neben, hinter ihm dampft und blubbert, zischt und pfeift es aus zehn, zwanzig kleinen Geysiren und heißen Quellen. Einer erinnert an einen Dampfkessel, ein anderer köchelt einfach vor sich hin. Auf einer Sinterterrasse ruht ein still dampfendes Wasser, das einen tiefen Blick in sein Inneres erlaubt – was das geheimnisvoll milchig-blaue Becken gegenüber verwehrt. Aber die Krönung dieser hitzigen Ansammlung ist der Strokkur selbst. Und dann brechen wir endlich zur Hochland-Querung auf. Wir haben uns für die westliche Route, die Kjölur-Piste entschieden. Sie soll schöner sein als die weiter östlich liegende Sprengisandur – außerdem müssen hier keine Furten durchquert werden. Das Fahren durchs fließende Gewässer ist uns nicht recht geheuer. Die Nordküste der Insel ist Fjordland. Zerfurcht, grün und feucht. Dass das Meer direkt gegenüber der Arktis noch so türkisblau sein kann! Wale gibt es hier, aber um diese Jahreszeit sind die meisten schon fortgezogen. Ihre Jungen bringen sie in wärmeren Gewässern zur Welt. Wir schauen uns ersatzweise die riesigen Gerippe im Walmuseum von Húsavik an ... Noch einmal wollen wir in die Einsamkeit, nach Asbyrgí. Der Weg entpuppt sich als tief eingegrabene Buckelpiste – und führt unweigerlich am Dettifoss vorbei, Europas größtem Wasserfall. Hier ist alles grau: das Wasser, die Basaltfelsen – wir fühlen uns wie in einem Schwarzweiß-Film. Und dann sitzen wir am Ufer, lassen uns von der Gischt bestäuben, und das auf uns zustürmende Wasser erinnert an eine Pferdeherde, die herangaloppiert und im letzten Moment zur Seite ausweicht. |