Ganz oben auf dem Städjan - so bedrohlich wie sie aussehen sind die Wolken gar nicht! ©dsk

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Woche Fünf - Städjan forever
 

Vom Esstisch aus sehen wir den Österdalälven, der hier eher einem See ähnelt, und den gegenüberliegenden Wald. Darüber das Idre Fjäll, eine Feriensiedlung, deren Lichter nachts bis zu uns herüber flimmern. Und dann als krönenden Abschluss den Städjan, gut 10 km entfernt, 1131 Meter hoch, markant rundgeschliffen von diversen Eiszeiten. Dass wir da hinauf müssen, ist klar, von Anfang an, möglichst bevor der Winter kommt. Als nach vielen Regentagen endlich die Sonne scheint, machen wir uns auf.
Andere Leute hatten natürlich dieselbe Idee – kein Wunder, es ist Samstag! Also nix mit einsamer „Bergbesteigung“! Alte und Junge, Familien und Einzelgänger, Mountainbiker und Crossläufer sind unterwegs. Man hört ihre Stimmen im Wald, man sieht sie auf dem flachen Gipfel herumklettern, man erlebt ihre halsbrecherischen Abfahrten mit … Trotzdem fühlen wir uns als Einzelwesen in einer grandiosen Landschaft.
Zuerst geht der (markierte) Weg durch einen märchenhaften Wald, der sich selbst überlassen wird. Skurrile Wurzelstöcke, überwachsene Stämme, Wasser überall. Die Fjällbirken-Region beschert uns ein Bad in leuchtendem Goldgelb. Aufschauen ist hier allerdings kaum möglich, der Weg ist steil und voll dicker Steinbrocken. Auf 800 Metern haben wir die Baumgrenze erreicht. Der Blick geht zurück ins Tal, wo der Österdalälven sich breit durch die Wälder windet. Vor uns liegt jetzt der Städjan, rot-braun gefärbt vom Herbstlaub der kleinen Sträucher, die sich fast bis zum Gipfel vorwagen. Wir marschieren über die Bergflanke. Das hatten wir uns anstrengender vorgestellt. Die Felsnase mit ihren Kletter-Metern umgehen wir, und so treffen wir auf unserem Trampelpfad – ein Huhn, graubraungemusterte Flügel, weißer Bauch. Vielleicht ein Birkhuhn? Oder ein Moorschneehuhn? Es hält ganz still, solange wir es fotografieren, dann macht es sich davon.
Oben ist es kalt und windig. Mützen haben wir dabei, aber keine Handschuhe – da waren die anderen „Bergsteiger“ klüger. Trotzdem: Der Ausblick entschädigt für alles! Richtung Westen sehen wir weit nach Norwegen hinein, das Rondane-Gebirge, weiter rechts das Dovre-Fjell. Später messen wir auf der Karte nach: Das sind fast 200 Kilometer! Im Süden liegt Idre, durchs Fernglas erkennen wir sogar „unser“ Haus, an der Schneise vor unserem Balkon. Im Osten der unendliche Wald. Und nördlich das Fjäll, mit grauen langgestreckten Felsrücken, die in der Entfernung immer blauer werden. Eine Teepause hinter einem Steinwall, windgeschützt. Dann der Rückweg. Hätten wir bloß unsere Wanderstöcke dabei. Die liegen im Auto und ruhen sich aus. Aber wie soll das gehen, mit Stöcken, Fernglas, Fotoapparaten?

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