Nachts ist es minus fünf, am Flußufer sind selbst die Spinnweben mit Rauhreif überzogen ©dsk

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Woche Acht - Wintervorbereitungen
 

Zweite Herbsthälfte. Seit kurzem ist es nachts ein paar Grad unter Null. Morgens steht über dem Österdalälven Nebel und – wenn wir Glück haben – überzieht er Bäume und Sträucher mit langen Reifkristallen. Überall laufen die Vorbereitungen für den Winter: Straßen werden repariert, mit riesigen Maschinen, Steinbruch und Schotterwerk arbeiten von morgens bis abends, keine Ohrenweide! Der Holzlieferant hat Konjunktur … „Richtige“ Schweden haben längst ihren Wintervorrat gestapelt. Wir dachten, wir hätten genug gebunkert, zumal unsere Elektroheizung seit ein paar Wochen von einer Wärmepumpe unterstützt wird, die auf wundersame Weise kalte in warme Luft verwandelt. Aber „richtige Schweden“ wiegen bedenklich den Kopf, wenn sie unseren Holzstapel sehen. Der reicht nicht über den Winter – das sollte er aber, denn Holz ist immer noch das billigste Heizmaterial. Also bestellen wir nach. Keine leichte Aufgabe. Die Telefonnummer vom Holzplatz funktioniert nicht: Ogiltig nummer, sagt die Telefonstimme, so oft ich auch anrufe. Auf dem Holzplatz am Ortsrand kein Mensch. Der zweite Holzplatz nennt wenigstens eine gültige Nummer, und Mats ist am Apparat! Leider spricht er nur schwedisch – und wir sind nach 10 Lektionen Sprachkurs nicht gerade eloquent. Aber oh Wunder: Es funktioniert! Irgendwie! Vad kostar det? Seks kubikmeter! Björk! När kommer du? So viel bekommen wir zustande. Und – Mats kommt wie versprochen am nächsten Tag, pünktlich, und bringt das Birkenholz. Zack, liegt es vor unserem Haus. Wir beginnen zu stapeln. Ich habe noch nie einen Holzstapel gebaut, aber dank „Der Mann und das Holz“, einem norwegischen Bestseller, der uns mit auf den Weg gegeben wurde, bekomme ich eine Ahnung – und lerne, dass es eine Kunst ist, einen Holzstapel aufzuschichten. Klar tut nach einiger Zeitder Rücken weh, klar muss der Holzstapel einmal zusammenkrachen, klar wissen wir beim vorletzten Kubikmeter schon nicht mehr, wohin mit dem Holz … Aber das Unternehmen löst geradezu archaische Gefühle aus. Eine Mischung aus „Sicherheit“, „Stolz“ (als hätten wir das Holz selbst geschlagen, zerkleinert, nach Hause gebracht), „Sinnhaftigkeit“. Welch ein Glück – oder wie meine polnische Freundin am Telefon meint: Ein schönes Leben.

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