Mitten im Wald - die Grenze zwischen Schweden und Norwegen ist überall gekennzeichnet ©dsk

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Woche Zehn - An der Grenze
 

Die „Norwegenstraße“, so nennt unser Wanderführer die Straße nach Elgå am Femund-See – schließlich führt sie nach Norwegen hinein. An der Grenze steht ein Schild, daneben ein eher symbolischer Schlagbaum, der natürlich offen ist. Mehr sieht man nicht im Vorbeifahren. Wenig später ein cattle grid … Damit die norwegischen Tiere in Norwegen bleiben und die schwedischen in Schweden? Bei Rentierherden macht das Sinn … 
Das war´s in Sachen Grenze. Dachten wir. Bis wir nach Valdalsbygget kamen, einer Art Alm auf der schwedischen Seite. Der Hinweg führt von der Norwegenstraße zuerst durch Fjällbirkenwald, später durch Nadelwald mit wind-verdrehten dicken Tannen. Kurz vor dem Ziel begegnet uns eine Rentierherde. Wieder sind es 50 bis 60 Tiere. Ob es diejenigen sind, die wir schon einmal getroffen haben? Dann die Alm: Sechs verstreute Holzhäuser unterschiedlicher Größe, ein Wohnhaus, mit einer dicken Kette fest verschlossen, Ställe, Scheunen, ein Nebengebäude, im Sommer betreibt hier jemand eine Gaststube. 
Im Eingang des Wohnhauses entdecken wir Inschriften – von Grenzern, aus dem Krieg. Söderberg war hier, am 23. April 1942, auch Weihnachten 1943 gab´s eine „gränspatrull“. Zwei-, dreimal hat jemand eine Notiz zum Wetter gemacht, am 30. April 1944 lässt ein norwegischer Bursche seinen König hochleben. Vielleicht ein Mann aus dem Widerstand … 
Jetzt erst geht uns ein Licht auf: Weg und Wohnhaus dienten der Grenzkontrolle, während des Krieges. Wie soll man sich das vorstellen? Sind sie damals die Grenze abgelaufen? Haben sie Flüchtlinge aus dem besetzten Norwegen gesucht? Oder deutsche Soldaten, die unerlaubt ins neutrale Schweden kamen? 
Vom Haus zur Grenze sind es keine fünfzig Meter. Sie besteht aus einem Tor aus zusammengenagelten Brettern, einem Rentierzaun, übermannshoch, leicht zu überklettern – für Menschen also nicht gemacht. Und – wir gucken nach rechts und links – der Zaun steht mitten auf einer fünf, sechs Meter breiten Schneise, die sich bis zum Horizont zieht. Eine Schneise mitten durch die Wälder zwischen Norwegen und Schweden!
Zieht sie sich durch ganz Skandinavien? Hat das mit der EU-Außengrenze zu tun, die hier verläuft? Werden hier alte Animositäten zwischen zwei Ländern gepflegt? Oder ist das etwa Prophylaxe? 

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