Vasaloppet 2016: Der Start in Sälen, pünktlich um acht, von Fernsehkameras genau beobachtet ©dsk

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Woche Dreißig - Vasaloppet
 

Wir waren ja so naiv! Als wir im September hier ankamen, hatten wir vor, uns im März den Start des Vasaloppet in Sälen anzuschauen. Da der 90-km-Langlauf morgens um acht losgeht, wollten wir vor Ort übernachten. Sälen ist zwar nur 100 km entfernt, aber morgens um sechs starten – nee. Auf unsere Anfrage ernteten wir nur spöttisches Lächeln. Ein Zimmer in Sälen, keine Chance. Es nehmen allein 16000 Frauen und Männer aktiv am Hauptrennen teil! Also hakten wir den Vasaloppet ab. So wichtig war er uns auch wieder nicht.
Bis wir mit Nachbarn darüber sprachen und sie uns zum Fernsehgucken einluden! Das schwedische Fernsehen überträgt das Großereignis natürlich live, aber wir haben kein schwedisches TV!
Wir standen also viertel vor acht vor Nachbars Tür, wurden mit einem üppigen Frühstück überrascht, lümmelten uns anschließend in die Sessel – und guckten, stundenlang. Wie sich die Läuferinnen und Läufer in ordentlichen Reihen aufstellten, die Favoriten natürlich ganz vorn. Wie sie kurz vor dem Start ihre warmen Klamotten abwarfen, lossprinteten, sich auf den ersten Kilometern einen steilen Berg – die einzige große Steigung – hochschoben, die ersten Läufer noch in ihrem Tempo, die folgenden Massen schrittweise, im Stau sozusagen. Am Lustigsten fanden wir den Laufstil: Der Vasaloppet ist ein historischer Lauf, der an den Beginn der schwedischen Unabhängigkeit von Dänemark erinnert (1523) – daher müssen die Läuferinnen und Läufer altmodisch laufen, skaten ist verboten. Die meiste Zeit stoßen sie sich mit beiden Stöcken vorwärts, den Körper dabei wie zu einer Verbeugung auf und ab bewegend. Von weitem erinnert das an Tiere, die vorwärts hoppeln.
Zwei Norweger lagen lange weit vor, Minuten vor der ersten großen Läufergruppe. Das geht nicht gut, unkte unsere Nachbarin. Wir drückten ihnen trotzdem die Daumen. Aber es ging nicht gut. Plötzlich war einer der Norweger verschwunden, Christopher war allein. Und wurde wenige Kilometer vor Mora, dem Ziel, von der ganzen Gruppe überholt! Bestzeit: Vier Stunden, acht Minuten und ein paar Sekunden – für 90 Kilometer! Und unsere weibliche Favoritin hatte Pech! Sie hätte erste werden können, wurde aber von einem unfairen Mann einfach nicht vorbeigelassen. Dabei hatte der – die ersten Frauen waren etwa zehn Minuten langsamer als die ersten Männer – sowieso keine Chance auf den Sieg. Aber so sind sie, die Männer! Manche jedenfalls!

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