8 Meter über der Erde und 6 in der Erde:
Die Mauer zwischen Israel und der Westbank.
Davor ein kleiner Mensch von 1,80 ©dsk
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Von wegen gelobtes Land: Israel und Palästina
 

Nach Yad Vashem, der wichtigsten Holocaust-Gedenkstätte, wollte ich schon lange. Nach Israel? Und in die Westbank? Nicht unbedingt. Aber dann bot sich eine spannende Gelegenheit: Ich konnte an einer Reise von Pax Christi-Leuten teilnehmen. Die hartnäckig-tapfere (katholische) Friedensorganisation hat gute Verbindungen zu diversen NGOs in Israel/Palästina, die das Thema „Menschenrechte“ auf der Agenda haben. Einige wollten wir treffen – und ein paar Stunden in Yad Vashem waren auch eingeplant.  

So fuhren wir kreuz und quer durchs Land: von Tel Aviv nach Neve Shalom, wo jüdische und palästinensische Israelis seit Jahren friedlich zusammenleben. Nach Sderot, direkt am Gaza-Streifen und damit in der Raketen-Schusslinie, und nach Bethlehem. Nach Ramallah und in die geteilte Stadt Hebron. Schließlich nach Jerusalem – Ost und West. Eine Route vor und hinter der Mauer, vorbei an Straßensperren und Checkpoints, ständig im Visier von Kameras, Militär, Polizei. Wir sahen strahlenden Reichtum auf der einen Seite, zum Beispiel in Tel Aviv, wo ein Hochhaus nach dem anderen hochgezogen wird, oder in ausladenden Siedler-Städten der Westbank - mittlerweile leben in einigen 30 000 Einwohner und mehr. Und gleich daneben, aber „säuberlich“ abgetrennt, ein chaotisches, enges, eingeschränktes, bedrohtes Leben. Auch hier wird auf Teufel komm raus gebaut – wild, denn Palästinenser bekommen keine Baugenehmigung. Damit droht ständig der Abriss, und die Bulldozer kommen, davon erzählen die Häuserruinen, die wir bei einer Rundfahrt sehen. Gleichzeitig der starke Wille zu einem westlichen Lebensstil, mit all seinen Folgen, vom Müll bis zum brutalen Verkehr.

Immer wieder halten wir an, betreten Privathäuser, Büros, Kirchenräume, um Menschen zu treffen, die gegen eine ausgrenzende, unterdrückende, zerstörerische Politik angehen. Die 75jährige Ronny zum Beispiel, die als Kind mit der Mutter in Israel eingewandert ist. Sie lebt an der Grenze zu Gaza, fürchtet die Raketen, die von dort abgefeuert werden – und ist überzeugt, dass ein friedliches Zusammenleben möglich ist. Also hilft sie, bei Krankentransporten, mit Behördeneinsprüchen … Oder die Leute von ACRI (Association for civil rights in Israel), die Jugendliche vor ihrem Militärdienst für „human rights“ sensibilisieren. Oder Ilan Baruch, der ehemalige Südafrika-Botschafter. Er analysiert die israelische Politik, charakterisiert sie als „hijacking our future“ – und fordert uns auf, mit Kritik an israelischer Politik nicht hinterm Berg zu halten. Oder das Christian Peacemaker Team in Hebron, das seit Jahren in der Stadt im Dauereinsatz ist: Sie versuchen, die Menschen zu schützen, durch ihre Anwesenheit, durch ihr Einschreiten. Neulich habe sie sich nicht anders zu helfen gewusst, erzählt Amanda, eine US-amerikanische Pfarrerin, als sich vor eine drohende Maschinenpistolen-Mündung zu stellen. Eine Kollegin schüttelt leise den Kopf: So weit würde sie nicht gehen … Oder der Chef von alhaq in Ramallah, dessen Organisation auf der großen politischen Bühne agiert, vor dem Internationalen Gerichtshof zum Beispiel … Beeindruckende Menschen, die starke Akzente gegen das Unrecht setzen, das wir sehen, von dem wir hören. Und die irgendwie Hoffnung machen…

Hoffnung macht auch Yad Vashem, so paradox das klingt. Die „Halle der Namen“, wo Millionen Biografien von Ermordeten aufbewahrt werden, das „Tal der (5000) Gemeinden“, die zerstört wurden, das Dunkel der Kindergedenkstätte, in dem unzählige „Sterne“ leuchten – sie erzählen die Geschichte von Rassenhass und Vernichtungsfuror so eindringlich, dass sich niemand entziehen kann. Und die meisten - hoffentlich - verstehen.

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