Die "Privatmoschee" in Isfahan ©dsk
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Die Frauen lächeln, die Männer winken.
Eine Stippvisite in den Iran
 

Der Zeitpunkt ist optimal: Ende Oktober ist es noch warm und sonnig, aber nicht mehr heiß. Auch das Jahr ist nicht schlecht gewählt. 2017 hält die Balance zwischen Öffnungswunsch und wachsender Spannung - noch. Was passiert, wenn sich der Machtkampf in der Region zuspitzt, will ich mir lieber nicht ausmalen.

So fahre ich – zusammen mit zehn anderen Frauen und Männern - sieben Tage lang unbehelligt und nur vom Kopftuch behindert durch Landschaften und Städte. Bewundere Kulturschätze und lasse den iranischen Alltag auf mich wirken, mit seinen Farben, Klängen, Gerüchen, Geschmäckern ... Was bleibt davon?

Der Safran, den ich mit nach Hause nehme, und das filigran bemalte grün-blaue Kästchen aus Kamelknochen. Der Tonband-Ruf des Muezzins, der fünfmal am Tag durch die Städte wabert – und sich im Ohr festgesetzt hat. Die Erinnerung an den mörderischen Verkehr, der die Luft verpestet, mich das Fürchten lehrt (wie komme ich bloß  über die Straße?) und Respekt abverlangt, so geschickt lavieren Pkw, Pickups, Busse, Laster und Zweiräder durch das Gewusel. Das „where-do-you-come-from“ von Passanten, die uns zuwinken, anlächeln, zum Stehenbleiben animieren.

Diese Begegnungen gehören zu den Highlights der Reise. Vor allem die jungen Frauen und Männer sind neugierig, stellen Fragen, wollen mit uns fotografiert werden, lassen sich (fast immer) fotografieren. Wir haben Spaß miteinander, lachen uns an, tauschen ein paar Informationen aus, rücken fürs Foto eng zusammen … Scheu registriere ich nur bei offenbar streng gläubigen Frauen, die den Tschador enger ziehen und sich abwenden. Apropos Tschador: Den tragen vor allem die Älteren. Die Jungen nehmen die Kleidungsvorschriften eher locker und lassen das Kopftuch schon mal hinter die Ohren rutschen.

Auf unserer Route Teheran – Shiraz – Yazd – Isfahan klappern wir ein Weltkulturerbe nach dem anderen ab. Zum Beispiel Persepolis. Die 2500 Jahre alte Palastanlage (bei Shiraz) erzählt vom persischen Weltreich, vom seiner Reichweite, seiner Macht, seiner Bau- und Bildhauer-Kunst. Es ist ein überwältigendes Gefühl, von oben auf die uralten Säulen, Mauerreste, Tierfiguren und Wandreliefs der großen Anlage herabzuschauen. Der Meidan-e Imam von Isfahan ist dagegen ganz Gegenwart. Auf dem riesigen Platz promenieren Menschen oder machen es sich auf dem Rasen bequem. Springbrunnen plätschern, Touristen lassen sich mit der Pferdekutsche herumkutschieren. Und unter den Arkaden, die den Platz ganz umschließen, kann man kaufen, was das Herz begehrt: Teppiche, Ledersachen, Gewürze, Zuckerzeug, Glas, Keramik, Silber, Wollsachen, Früchte …

Bei den „Türmen des Schweigens“ im Süden von Yazd ist es tatsächlich ganz still. Die alte Begräbnisstätte der Zarathustrier musste unter dem letzten Schah aus „hygienischen Gründen“ aufgegeben werden. Die Glaubensgemeinschaft überließ nämlich ihre Toten nach tagelangem Trauerritual - den Geiern. Den Überblick über die vielen Moscheen, die wir besucht haben, habe ich schon unterwegs verloren. Im Kopf bleiben die riesigen Räume, in denen man in einen Farb- und Formenrausch geraten kann. Und der Anblick der mächtigen Kuppeln bei Nacht, wenn sie vor dem dunklen Himmel aufleuchten. Wenn man dann noch auf einer Dachterrasse sitzt und frischen Granatapfelsaft trinkt, hat man den Wunsch nach einem Glas Wein schnell vergessen.

Stunde um Stunde, Kilometer um Kilometer sind wir in diesen Tagen gefahren.
Durch tellerflache weite Täler, wo gerade Tomaten geerntet werden und Nomaden mit ihren Ziegen und Schafen auf dem Weg nach Süden Halt machen. Durch kahle zerklüftete Berge, in deren Braun hin und wieder weiße Marmorbrüche aufleuchten. Durch eine spärlich bewachsene Steppe, in der Verkehrsschilder auf Kamele hinweisen und eine schnurgerade Teerstraße unseren Busfahrer einlullt. Wie aus dem Nichts steht plötzlich eine Fabrik da, was sie herstellt, bleibt ein Rätsel. Irgendwo verbirgt sich eine Atomanlage, aber außer Militärposten und einem Hinweis auf das Foto-Verbot merken wir nichts davon. Da erklärt sich das Petrochemie-Werk hinter Shiraz fast von selbst, mit seinen Leitungen, Tanks, Schornsteinen und Abgaswolken, die das ganze Tal einhüllen. Auch das ist eben Iran: Die Modernisierung nimmt wenig Rücksicht. Die gigantischen Städte, der Autoverkehr (Benzin kostet 25 Cent), die Industrie produzieren Umweltsünden, die ihren Preis fordern.

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