Ordner, Kisten, Mappen ...
Blick auf mein Lebensborn-Archiv ©dsk



Mein Lebensborn-Archiv: Jetzt in Bad Arolsen!
 

Als ich mich vor ein paar Jahren entschloss, meine Lebensborn-Sammlung an die Arolsen Archives zu geben, dachte ich: Ich packe alles, was ich in 25 Jahren zum Thema Lebensborn gesammelt habe - Dokumente, Interviews, Fotos, Filme und natürlich alle Dateien - in ein paar Kisten, lade sie ins Auto ein und in Arolsen aus und fertig. Aber es kam anders.

Ich fing an, in den Dokumenten zu blättern - und las mich fest. Ich hörte in Audios rein, schaute Videos an – und blieb hängen. Ich sortierte und digitalisierte und schrieb kleine Memos. Die ArchivarInnen, die das Material in Arolsen einarbeiten würden, sollten sich schließlich durch mein System durchfinden.
Mir fielen Themen auf, die bearbeitet werden könnten, bearbeitet werden müssten … Nein, nicht von mir, sondern von der nächsten Forscher-Generation, die schon längst am Werk ist.
Und natürlich war klar: Die Übergabe würde nur funktionieren, wenn die Lebensborn-Kinder, die mir ihre Geschichte erzählt, ihre Dokumente und Fotos zur Verfügung gestellt hatten, damit einverstanden waren. Zum Glück reagierten die meisten positiv, einige riefen an und erzählten, dass sie jetzt auch überlegten, ob sie ihre kleine Sammlung nicht auch weitergeben sollten.
Es war ein Wiedersehen, ein Wiederhören auf vielen Ebenen – und den meisten war wohl bewusst, das könnte der Abschied sein.

Dann war es endlich so weit: Ich konnte zwei Drittel meiner Sammlung nach Arolsen schaffen. Und jetzt – im August 2023 - war das letzte Drittel an der Reihe, das ich für mein Buch über die „Unbrauchbaren Väter“ noch zurückgehalten hatte. Um bei der Wahrheit zu bleiben: Es gibt immer noch einen kleinen Rest – einen Stapel VHS-Cassetten, alte Mitschnitte von TV-Produktionen zum Beispiel. Die Arolsen Archives wollen auch sie übernehmen – damit hatte ich nicht gerechnet.
Jetzt suche ich jemanden, der einen VHS-Recorder „in action“ besitzt. Denn „Reinschauen“ will ich auf alle Fälle: Wie hat man vor 20 Jahren über Lebensborn berichtet? Wie haben die Zeitzeugen damals, vor 20 Jahren, ausgesehen, gesprochen, an welchem Punkt waren sie in ihrer Lebensborn-Geschichte? Noch eine Begegnungsrunde also. Aber dann kommen auch die VHS in einen Karton und gehen in die Arolsen Archives. Da sind sie gut aufgehoben – und können von anderen genutzt werden.

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