Baby-Pflege unterm Hakenkreuz.
In einer Mütterschule? Einer Bräuteschule?
Einer BDM-Haushaltungssschule?
NS-Propaganda-Foto

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Bräuteschulen, Mütterschulen,
BDM-Haushaltungssschulen ...
Wie die Nationalsozialisten versucht haben,
Frauen auf (ihren) Kurs zu bringen
 

Genauso habe ich´s mir gedacht: Ich stelle einen neuen Blogbeitrag ins Netz –
und dazu gibt es dann Wortmeldungen. Zum Thema „Bräuteschulen“ kamen:
- ein Literaturtipp zum Standort der ersten „Reichsbräuteschule“ Schwanenwerder;
- ein biografischer Hinweis. Ihre Mutter, so eine Lebensborn-Geborene, habe
vor der Hochzeit keinen „Bräutekurs“ besucht – dabei war der künftige Ehemann
SS-Obersturmführer. Eine Ausnahme von der Pflicht war also möglich!
- ein Historiker-Hinweis. Ein norwegischer Kollege erinnerte daran, dass in den norwegischen Lebensborn-Heimen Mütterschulungen stattgefunden hätten.

Damit war klar: Bei diesem Thema muss ich ein bisschen weiter ausholen!
Mütterschulen gab es in Deutschland seit 1917, mit Kursen zur Schwangerschaft, Geburt und Kinderpflege. Der Hintergrund: Die hohe Säuglingssterblichkeit.
Wie fast alle Organisationen und Einrichtungen wurden diese Mütterschulen nach 1933 von den Nationalsozialisten vereinnahmt und „auf Linie“ gebracht. Zum Thema Kinder kam jetzt ein Training zur „guten Hausfrau“ - und zur „guten Gesinnungsgenossin“.
Das Beharren auf der „natürlichen Bestimmung“ (=Mutterschaft) der Frau wurde mit einer „Aufwertung“ verbunden: Frauen galten nun als Bewahrerinnen von „Rasse“ und „gutem Blut“. Über 500 Mütterschulen hat es gegeben. Üblich waren Abendkurse,
es gab aber auch Internatsmütterschulen, Werkmütterschulen (in Betrieben) – und Mütterschulen in den Lebensborn-Heimen, in Deutschland. Wie weit diese Schulen
sich unterschieden? Wäre ein interessantes Thema für eine Dissertation!

1935 wurden dann die Bräuteschulen für die künftigen Frauen einschlägiger Männer (SS, SA, …) auf den Weg gebracht, mit einem einschlägigen Training, einer einschlägigen „Ausrichtung“ schon vor der Ehe, vor der Mutterschaft. Die jungen Frauen hatten sich durch ihre Berufstätigkeit einfach zu weit von ihrer „natürlichen Bestimmung“ entfernt – fanden die Nationalsozialisten.
1940/41 wurden die Bräuteschulen zum Vorbild für die norwegischen Lebensborn-Heime. Die Norwegerinnen, die von einem deutschen Mann ein Kind erwarteten,
sollten ihre alte Identität ablegen – und brauchten dafür ein Extra-Training. In einer Propagandaschrift mit dem klingenden Titel „SS Für ein Großgermanien – Schwert und Wiege“ heißt es:

„Eine der schwierigsten und notwendigsten Aufgaben ist die Schulung der werdenden Mütter. Die Norwegerinnen sind unter völlig anderen Bedingungen aufgewachsen als die deutschen Frauen. Sie kennen keinen völkischen Kampf, durch einseitige politische Propaganda ist ihr Blick getrübt, durch die Einwirkung des angelsächsischen Geschmacks ihre Lebensauffassung beeinflusst worden. Daher können sie auch bei gutem Willen deutschen Gedankengängen einfach nicht folgen. ... Vorbedingung für eine erfolgreiche Schulung ist ..., dass die werdende Mutter möglichst früh aus ihrer Umwelt herausgezogen wird. Die Schulung beginnt im Vorheim, in welchem die Frau sich vom 4. bis 8. Schwangerschaftsmonat aufhält. In diesen Heimen wurden Mütterschulen nach den Richtlinien der Reichsbräuteschulen in Deutschland errichtet …“            

Also nicht nur Hauswirtschaft, Gesundheits- und Krankenpflege und eine Portion NS-Ideologie, sondern Isolation und „Umerziehung“ inklusive Sprachunterricht.

Es bleiben nach wie vor Fragen, vor allem zu den „Bräuteschulen“:
Wie viele gab es in Deutschland überhaupt, wo und seit wann? Wer leitete sie,
wer unterrichtete dort, wie viele junge Frauen nahmen jeweils an den Kursen teil?
Herausgefunden habe ich bisher:
Schwanenwerder (Berlin) machte als erste „Bräuteschule“ 1937 den Anfang, es folgte Tübingen. Edewecht-Husbäke wurde 1939 vom Volkshochschulheim zur „Bräuteschule“ umfunktioniert und existierte bis 1945. Unterhausen (bei Reutlingen) und Wiesbaden, bis dato BDM-Haushaltsschule, nahmen irgendwann zwischen 1940 und 1942 ihre Arbeit als „Bräuteschulen“ auf. Auch in Schnede (Lüneburger Heide) hat es eine „Bräuteschule“ gegeben, davon zeugt eine alte Postkarte, ein Datum ist leider nicht auszumachen.

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