Das rechte Torhaus von Hohehorst - hier war die Sammlung Liebig untergebracht ©dsk

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Wie geht es mit dem Hohehorst-Archiv weiter?
 

Jahrelang hat Hans-Werner Liebig Fotos, Dokumente, Objekte und Informationen über Hohehorst zusammengetragen. Nicht nur über die Lebensborn-Ära (1938-1945), als die SS-Organisation dort „Heim Friesland“ betrieb. Liebig nahm den ganzen Zeitraum
in den Blick, von 1883, als der Bremer Wollfabrikant Lahusen das Gelände samt Villa kaufte – bis in die Gegenwart. Jahrelang konnte Liebig seine Fundstücke im rechten Torhaus von Hohehorst ausstellen – und damit viele Menschen erreichen, aus der Umgebung, aus ganz Deutschland, aus Frankreich, den USA …
Im Sommer 2022 ist Hans-Werner Liebig gestorben. Wenig später musste seine Ausstellung abgebaut werden. Der heutige Besitzer von Hohehorst (ein Bauunternehmer) hat für das Torhaus andere Pläne. Seitdem befindet sich Liebigs Sammlung im Dorfgemeinschaftshaus von Löhnhorst (der zuständigen Gemeinde) – und soll, so der Ortsbürgermeister Uli Ruback, zugänglich bleiben.

Neulich habe ich mich auf den Weg nach Löhnhorst gemacht und versucht, mir einen Eindruck zu verschaffen. Keine leichte Aufgabe, obwohl die Ausstellung vollständig fotografiert wurde, obwohl Mappen, Ordner und Objekte sorgfältig gelagert sind, obwohl der Inhalt von Liebigs PC doppelt gesichert ist und zum Durchklicken ein Notebook bereitsteht.
Fakt ist: die Struktur der ca. 16 000 Dateien - Liebig hat alles digitalisiert - ist undurchsichtig. Unter schlichten Ordner-Überschriften wie „Gärtner Wendelken“ liegen u.a. Fotos aus der Bauzeit des Haupthauses 1928/29, auf denen sich Zimmerleute, Maler, Straßenbauer und Architekten stolz vor dem halb- oder ganz-fertigen Gebäude präsentieren. Andere Ordner sind nur mit Jahreszahlen bezeichnet, deren Logik sich nicht unbedingt erschließt, und enthalten ein regelrechtes Sammelsurium. Liebig wusste sicher, was er wo abgespeichert hat, aber wer heute in seiner Sammlung unterwegs ist, muss versuchen, sich selbst eine Schneise zu schlagen.

Mein Vorschlag: Man sollte die Sammlung neu ordnen und auch neu beschriften, weil der letzte Wissensstand nicht immer eingearbeitet ist. So bleiben falsche – weil vorläufige - Zuschreibungen erhalten und setzen sich fort.
Ordnen könnte man nach den „Epochen“, die das Anwesen durchmachte: Lahusen (bis 1934), Lebensborn, Nachkrieg (1945-47), Krankenhaus etc. Oder nach den Personen, die Liebig getroffen und gesprochen hat: Nachbarn, Lebensborn-Geborene, WissenschaftlerInnen … Oder nach den Archiven, in denen Liebig recherchiert hat. Dabei könnten Dokumente und Fotos mit Quellenangaben versehen werden, die leider öfter fehlen.

Fragt sich nur: Wer soll diese Aufgabe übernehmen? Der Ortsbürgermeister ist interessiert, hat aber nur begrenzte Kapazitäten. Vielleicht ein pensionierter Historiker oder eine junge Wissenschaftlerin, die daraus ein Promotionsthema macht? Und wo könnte die Sammlung gezeigt werden - denn das sollte sie! In den Archiven, Museen, Dauerausstellungen der Umgebung? Der beste Ort wäre natürlich Hohehorst selbst. Der heutige Besitzer müsste sich „nur“ entschließen, dafür Räume zur Verfügung zu stellen und eine Person zu engagieren, die ein Konzept und Design entwickelt und umsetzt …
Liebigs Sammlung bezieht ihren Wert aus dem umfassenden Blick auf ein Anwesen, in dem Zeitgeschichte geschrieben wurde – und aus der räumlichen Nähe ihrer Entstehung. Denn viele Menschen aus der Umgebung haben ihr Wissen zu Liebig getragen – und auch diverse Fotos und Objekte.

Interessierte, die schon heute in der Sammlung recherchieren wollen, können sich an den Ortsbürgermeister Uli Ruback wenden. Er hat die Mail-Adresse: uli@ruback.net

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