Selbst wilde Mädchen werden mit Kranz ganz zahm - vorübergehend ©dsk
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Woche Sechsundvierzig - Midsommar
 

Midsommar sei genauso wichtig wie Weihnachten, hatte man uns erzählt. Wir waren also gespannt auf den 24. Juni. Um 14 Uhr sollte es losgehen, aber schon vorher saß Yvonne bei ICA mit Plastik-Kränzchen im Haar an der Kasse. Ob man das hier kaufen könne? Nein, lachte sie, das habe sie seit Jahren. Im Hembyggården – dem Ort des Geschehens - trug frau dann tatsächlich Kranz, vor allem die jungen. Voll Stolz präsentierten sie wunderschöne Gebilde aus frischen Sommerblumen und Efeu. Und die kleinen Mädchen waren erst recht stolz, auch wenn sich bei ihnen ein Trend zu rosa Kunst-Gebilden abzeichnete.
Auf der großen Wiese hatte sich das ganze Dorf versammelt: Mütter, Väter, Jugendliche, viele Kinder. Dazu das halbe Altersheim und selbstverständlich auch die Migranten aus allen Ecken der Welt. Dazu Touristen und Zwischenwesen wie wir mitsamt unseren frisch eingetroffenen Midsommar-Gästen. Nach würdiger Einleitung wurde – Riesenspektakel – die mit Girlanden umkränzte „midsommarstång“ in Position gebracht. Viele wollten dabei Hand anlegen, nur dass Hände und Arme zum Schluss nicht mehr reichten, sondern Erfahrene mit langen Stangen das obere Ende stützen mussten. Aber dann stand sie! Und dann der „Zeremonienmeister“ lud zum Kreistanz um den Baum. Die meisten machten mit – und hatten mächtig Spaß. Rechts rum und links rum, mal zu zweit und Arme hoch und in die Knie … Zum Schluss sprangen alle hoch, um den Top-Wimpel in Schwung zu bringen.
Was wäre ein solche Fest ohne Kaffee und Kuchen? Das Besondere war aber das Jonnbröd. Wir dachten zuerst, die fülligen jungen Männer würden Würstchen über offenem Feuer braten. Falsch! Sie hatten alte Waffeleisen und buken knuspriges Jonnbröd. Mit Butter und einem bräunlichen Mus bestrichen – wunderbar! Nachdem die Kinder noch nach süßen Tüten geangelt hatten, was mich an das Magnet-Angelspiel meiner Kindheit erinnerte – fing es an zu regnen. Das gehört zu Midsommar wohl unweigerlich dazu.

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